Landro im Interview übers Produzieren, Geldverdienen und seine Jugend

Die Schwierigkeit meiner Jugend war, mit mir selbst klar zu kommen und herauszufinden, wer ich bin.

Mit seinem Debütalbum «Nostalgia» schaut Landro auf seine Teenagerzeit zurück. Den Bieler hat miwi.ch vor Kurzem vorgestellt. Im E-Mail-Interview mit miwi.ch spricht der Schweizer Pop-Rap-Musiker nun über das Songproduzieren, Geldverdienen und seine Jugend.

miwi.ch: Landro, dein Debütalbum ist da. Wie viel Arbeit steckt in deiner Coming-of-Age-Story «Nostalgia»?
Landro: Sehr viele Stunden, in denen ich Songs geschrieben, produziert, aufgenommen, an den Grafiken und Video-Konzepten gearbeitet habe und noch vieles mehr. Dazu macht man sich über so ein Album auch sehr viele Gedanken, auch wenn man gerade nicht direkt daran am Arbeiten ist.

Du hast fast alle Songs quasi im «Do-It-Yourself-Verfahren» produziert. Wie muss man sich das vorstellen?
Beim Album war es meistens so, dass ich alleine mit meinem Mac und einem Midi-Keyboard – manchmal einer Gitarre – in meinen Zimmer war, und einfach Songs gemacht habe. Meistens habe ich eine Beat-Skizze und schreibe darüber beispielsweise schon den Refrain und produziere dann am Instrumental weiter. So geht das immer hin und her, bis der Song fertig ist und genau so ist, wie ich ihn haben will.

Wie hast du angefangen Musik zu machen?
Als ich in den Teenagerjahren das Gitarrenspielen gelernt habe, hat das angefangen. Eigentlich wollte ich schon damals nur Gitarre lernen, damit ich schlussendlich eigene Songs schreiben kann. Als ich mir dann später ein Musikprogramm gekauft habe, fing ich auch an HipHop-Beats zu produzieren und etwa gleichzeitig auch die ersten Texte zu schreiben.

Ich mache mir keine Gedanken, was für einen Musikstil ich mache.

Spielst du Instrumente?
Eben Gitarre, und ein wenig Keyboard – durch das Produzieren.

Rap und Pop zu verschmelzen scheint in Biel ein grosses Thema zu sein. Weshalb hast du dich für dieses Stil entschieden?
Ich würde nicht sagen, dass ich mich bewusst für diesen Stil entschieden habe. Es ist wahrscheinlich einfach die einfachste Art, meine Musik zu beschreiben. Schlussendlich kommen bei mir viele Genres zusammen, und ich mache mir auch gar keine Gedanken darüber, was genau das für ein Musikstil ist, den ich hier mache. Mir persönlich macht es so einfach am meisten Spass und ich setze mir nicht selbst Grenzen.

Welchen Bezug hast du zu Nemo?
Wir kennen uns jetzt eine Weile, verstehen uns gut, und haben von Zeit zu Zeit immer wieder Kontakt und verfolgen, was der andere so macht. Auf meiner «Havanna EP» sind übrigens auch die Background-Vocals von ihm.

Dein Debütalbum erzählt Geschichten aus der Jugend. Wie viel davon ist aus deinem eigenen Lebenslauf?
Grundsätzlich kann man schon sagen, dass sehr viel aus meinem eigenen Leben ist, vor allem bei den persönlicheren Songs. Jedoch war es mir auch wichtig, dass die Hörer sich mit den Themen und Geschichten identifizieren können, da sie möglicherweise in ihrer Jugend ähnliches erlebt haben, oder immer noch erleben. Somit erzähle ich eigentlich meine Geschichte, glaube aber dass viele Gefühle, Erlebnisse und Gedanken in dieser Zeit universell sind.

Wie hast du dir Ideen für deine Songs gesucht?
Glücklicherweise musste ich nicht lange nach Themen suchen, weil diese von Anfang an ziemlich klar waren durch das Konzept. Ich habe viel über die letzten Jahre und die verschiedenen Stationen nachgedacht. So konnte ich dann immer die Gefühle und Gedanken in die Songs packen, welche zu dem Zeitpunkt aktuell waren.

Meine frühen Teenagerjahren waren «einmalig».

In den Songs geht es um Liebe oder um Dinge, die man nicht tun sollte. Wie schwierig war deine Jugend?
Ich würde sagen am Anfang war ich ziemlich unbeschwert, und habe einfach das Leben genossen und entdeckt. Zu dem Zeitpunkt konnte ich wirklich sagen «alles ist gut». Mit der Zeit habe ich dann angefangen mir über alles viel mehr Gedanken zu machen und habe natürlich auch schwierigere Seiten vom Leben kennengelernt, was mich sicher auch geformt hat. Ich glaube die Schwierigkeit war, mit mir selbst klar zu kommen, und rauszufinden wer man ist. Das ist wohl bei jedem so.

Du bist 21 Jahre alt und «nicht mehr naiv», wie du auf «Discochugle» singst. Was hat den Ausschlag dazu gegeben?
So etwas kann verschiedene Gründe haben, denke ich. Schlussendlich ist es auch ein Prozess. Ich habe einfach gemerkt, wie ich als Person reifer wurde und anders über Dinge denke als früher. Zudem stand ich vor einem komplett neuen Lebensabschnitt. «Discochugle» ist schlussendlich der Prozess des Erwachsenwerdens. Man steht vor viel Ungewissheit, Wege trennen sich und man findet langsam heraus, wer man ist. Sozusagen der letzte Song auf der Playlist einer Abschlussparty von Schulfreunden, bevor alle in die grosse weite Welt gehen.

Schaust du trotzdem bereits etwas «nostalgisch» auf deine Teenager-Zeit zurück – oder weshalb der Albumtitel?
Für mich hat der Titel «Nostalgia» mehrere Ebenen. Zum einen schaue ich tatsächlich ein wenig nostalgisch auf den Anfang meiner Teenagerjahre zurück. Ich bin zwar erst 21, aber diese Zeit war eben einmalig und nun auch schon eine Weile vorbei. Aber mir ging es eher darum diese Zeit einzufangen und möglicherweise kann ich dann in einigen Jahren nostalgisch darauf zurückschauen – oder die Leute die das Album jetzt hören. Und vielleicht erleben Leute, die diese Zeit schon länger hinter sich haben, das Album jetzt schon als nostalgisch, wenn sie sich an ihre eigene Jugend erinnert fühlen.

Ich wäre ziemlich unglücklich, wenn ich das nicht machen könnte.

Dein Song «Holunderblüetesirup» war 2017 sehr gut angekommen und hat fast 750’000 Plays auf Spotify. Fühltest du dich dadurch beim Album-Produzieren unter Druck gesetzt?
Nein, ehrlich gesagt gar nicht. An solche Dinge denke ich gar nicht, wenn ich Musik mache. Ich wollte auch nicht diesen Song wiederholen. Es hat mich aber sicher motivert, weil ich jetzt wusste, dass es da draussen Leute gibt, die sich wirklich für meinen Sound interessieren und sich auf die neue Musik freuen. Das ist nicht selbstverständlich.

Was erhoffst du, dass Zuhörende mitnehmen von deinem Debüt?
Für mich als Künstler hoffe ich natürlich, dass man sich jetzt ein gutes erstes Bild von mir als Musiker und von meinen Songs machen kann, da ich jetzt das erste Mal meine verschiedenen Facetten präsentieren konnte. Ansonsten hoffe ich natürlich, dass meine Musik die Leute berührt und sie hier und da auch zum Nachdenken bringt. Zusätzlich will ich auch einfach zeigen, dass man auch als Schweizer Musiker machen kann, was man will und wie man es will – ohne, dass man wie jeder andere klingen muss.

Was bedeutet dir das Musikmachen?
Das ist einfach mein Leben. Ich wäre wahrscheinlich ziemlich unglücklich, könnte ich das nicht machen.

Nur fürs Geld machst du es aber offenbar nicht, wie du auf deinem Song «Sound» singst – oder entspricht dieser Song doch nicht ganz der Wahrheit? ;)
Klar, alles «true». Ich mache Mundart-Sound – da muss man nicht das grosse Geld machen wollen. Bei mir ist das seit Tag 1 einfach Leidenschaft. Aber natürlich freut es mich trotzdem sehr, wenn sich jemand zum Beispiel mein Album kauft. Zum einen ist es eine schöne Wertschätzung, und zum anderen investiert man ja schliesslich auch viel in die Musik.

Das Schönste wäre, wenn meine Musik Leute nachhaltig beeinflusst.

Setzt du dennoch im Moment voll auf die Musik – oder anders gefragt: Was machst du sonst im Leben?
Ich studiere momentan Medien und Kommunikation an der Uni.

Was möchtest du mit der Musik erreichen?
Ich habe kein bestimmtes übergeordnetes Ziel. Ich setze mir immer wieder kleinere Ziele, und will diese Stück für Stück erreichen. Das Schönste für mich wäre, wenn meine Musik Leute nachhaltig beeinflussen und berühren könnte. Wenn sie in fünf Jahren meine Songs anhören und das immer noch fühlen. Wenn junge Schweizer Künstler in Zukunft musikalisch machen können was sie wollen, und sich keine Gedanken mehr machen müssen,  weil damit schon vorher gebrochen wurde. Solche Dinge wären krass.

Das Album ist hier auf iTunes erhältlich. Mehr über den Künstler gibt es unter landro.ch.