Daniela Simmen: Eine Schweizerin in der Musikwelt von Los Angeles

In den USA kannst du in der Grammy-Liga arbeiten.

Seit bald drei Jahren lebt die Schweizerin Daniela Simmen in den USA. Am Musicians Institute in Hollywood hat sie Music Business und Audio Engineering studiert. Derzeit arbeitet die 27-Jährige als Executive Assistant bei einer Management-Firma nördlich von Los Angeles. miwi.ch hat mit Simmen über ihren Werdegang und ihre Arbeit in den USA gesprochen.

Geboren in Zürich und aufgewachsen im Engadin hat sich Daniela Simmen bereits früh für das Musikbusiness interessiert, wie sie sagt. Einerseits sei sie gerne an Konzerte gegangen. «Andererseits habe ich mich immer auch gefragt, was da alles im Hintergrund abläuft, bis so ein Konzert organisiert ist», sagt Simmen. Ab 2012 konnte sie auf die Suche nach Antworten auf ihre Fragen gehen: Sie stieg als Praktikantin bei Universal Music Switzerland ein. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem die Arbeit am Booklet für ein Album des Schweizer Sängers Baschi.

Simmen durfte während ihrem Praktikum auch mit Imagine Dragons und OneRepublic auf Promo-Tour. «Zudem konnte ich für die TV-Show ‚The Voice of Switzerland‘ Produzenten kontaktieren, um für die Finalisten Songs zu finden», erzählt Simmen. Später übernahm sie bei Universal Music auch Aufgaben im «Mediaplanning» – dazu gehörte das Planen von Radio- und TV-Spots, Onlinewerbung oder Plakaten. «Ich musste anhand von einem Budget kalkulieren, welche Werbestrategie die effektivste ist.» Einige Monate arbeitet Simmen schliesslich in der Buchungsabteilung. Sie war zuständig für das Showbuchen und das Schreiben der Verträge.

Für mich war es wichtig, auch Audio Engineering zu studieren.

In die USA ging Simmen, die eine Lehre bei der Gemeinde St. Moritz abgeschlossen hat, zunächst 2011 für einen mehrmonatigen Sprachaufenthalt in Los Angeles. Das Land habe ihr sehr gut gefallen – «das Wetter, der Lebenstil, die Möglichkeiten» – und sie habe sich gleich «zu Hause gefühlt». Als sie wieder in der Schweiz zurück gewesen sei, habe ihr etwas gefehlt, sagt Simmen: «Da wusste ich, dass ich in die USA zurück gehen will – mit dem Ziel, dort eine längere Zeit zu leben.»

Im Herbst 2015 zog die Schweizerin für ihr Studium am Musicians Institute Hollywood ganz in die Staaten. Das Studium in Audio Engineering, das sie neben Music Business besuchte, sei für sie komplettes Neuland gewesen. Dabei hat sie gelernt, im Studio ein Album aufnehmen, zu mixen und zu mastern. Ebenfalls gelernt hat Simmen alles über Livesound, Konzerttechnik und das Abmischen an einem Konzert. «Es war mich wichtig dies alles auch zu lernen. Einerseits, um Künstler besser zu verstehen, andererseits aber auch, um später vielfältigere Job-Möglichkeiten zu bekommen.»

Bei ihrem jetzigen Arbeitgeber Paradise Artists in Ojai ist Simmen derzeit vor allem für das Schreiben von Verträgen zuständig und beantwortet Telefone von Managern sowie «Talent Buyers», also jenen Personen, welche die Künstlerin oder den Künstler buchen wollen. So organisiert das Unternehmen etwa Konzerte und Tourneen von Paul Rodgers. Zum «Roster» gehören auch zahlreiche Stars aus den 7oer- und 80er-Jahren wie beispielsweise Belinda Carlisle oder Leo Sayer.

Die Konkurrenz ist in den Staaten sehr gross.

In den USA sei alles «eine Nummer grösser», sagt Simmen. In den Staaten würden Welttourneen geplant und die Alben für den internationalen Markt gestaltet. Die Musikunternehmen in der Schweiz hätten dadurch auch viele Vorgaben. So würden sie zwar die Marketing-Kampagnen für Rihanna in der Schweiz durchführen, aber nicht etwa am Cover mitarbeiten. Bei den Schweizer Künstlern sei dies dann zwar der Fall, aber statt internationale Tournee, werden dann kleinere Touren meistens innerhalb der Landesgrenze geplant: «In den USA arbeitest du in der Grammy-Liga, während du beim Arbeiten in der Schweiz genau weisst, dass Baschi wahrscheinlich nie für einen Grammy nominiert sein wird.»

Dieser Unterschied sei auch in den Aufnahmestudios zu spüren: Einige hätten etwa noch Mikrofone, die Frank Sinatra damals benutzt habe. Obwohl alles viel grösser ist, sei es jedoch nicht einfacher in den USA im Musikbusiness Fuss zu fassen. Nicht nur das Business ist gross, auch die Konkurrenz, sagt Simmen: «Es ist meiner Meinung nach schwieriger einen Job zu bekommen und sich dann ‚durchzuboxen‘.»

Mit der Musik beschäftigt sich die Schweizerin daher auch in ihrer Freizeit: Sie hilft der Band Victory Kid Konzerte zu buchen und ist Managerin der Sänger/Songwriterin Sarah Lightman (siehe Songs unten). Künftig könne sie sich vorstellen, ganz als Managerin zu arbeiten oder zurück zu einem Label in die A&R Abteilung zu gehen, sagt Simmen. Sicher ist, dass sie noch länger in den Staaten bleibe möchte: «Ich war seit 2015 nur einmal in der Schweiz – für kurze zwei Wochen.»